Mobilität
Mobilität ist eines der Schlüsselthemen wenn es um Nachhaltigkeit, Stadtraumnutzung, Gesundheit, Zukunftsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Lebensqualität in Münster geht. Volt Münster setzt auf die Stadt der kurzen Wege und eine echte Verkehrswende.
Volt Münster will Maßnahmen ergreifen, die den Fußverkehr attraktiver machen. Dazu müssen Gehwege und Bürgersteige alleinig Fußgänger*innen zur Verfügung stehen. Ein Wegweisernetzwerk soll zusätzlich Bürger*innen darüber informieren, wie weit bestimmte Ziele in Metern und Minuten entfernt sind. Eine weitere wichtige Priorität für Volt ist die Sicherheit des Fußverkehrs.
Die Freude am Fahrradfahren ist in Münster allgegenwärtig, leider spiegelt sich das bislang kaum im Straßenbild wider. Hier möchten wir auf der Fahrradbegeisterung aufbauen und die Verkehrsräume neu verteilen, um sie für alle Verkehrsteilnehmer*innen deutlich zu verbessern. Damit Münster eine echte Fahrradstadt werden kann, muss deutlich in die Infrastruktur für das Fahrrad und Lastenrad investiert werden. Volt will umsetzen, dass Radwege verbreitert, P+R Zentren für Fahrräder errichtet oder erweitert und an Straßen genügend Stellplätze zur Verfügung gestellt werden.
Wir fordern ein Gesamtkonzept, dass alle Leihoptionen im Mobilitätssektor miteinander verknüpft. So wird es möglich, gute Querverbindungen zwischen anderen Verkehrsmitteln zu schaffen. Klare Tarifstrukturen, die Integration der Angebote in eine gemeinsame App und die Errichtung von Mobilitätszentren sollen den Wechsel vom und zum ÖPNV erleichtern.
Der ÖPNV ist eine weitere essentielle Säule im Mobilitätsplan von Volt Münster. Wir fordern die Errichtung einer S-Bahn-Ringlinie in die Wege zu leiten und schnellstmöglich umzusetzen. Darüber hinaus braucht Münster eine Straßenbahn, welche sich aus der Sicht von Volt am besten als schienenlose Variante mit sieben neuen Linien umsetzen lässt. Das Busnetz wollen wir intelligent umgestalten und Knotenpunkte abseits des beinahe überlasteten Hauptbahnhofs schaffen und das mit einer klimaneutralen Busflotte. Der motorisierte Individualverkehr spielt in Münster eine zu dominante Rolle. Durch eine autoarme Altstadt, ein durchdachtes Sackgassenprinzip nach dem Houten-Modell und eine Umlagerung der Parkflächen streben wir eine Reduktion des innerstädtischen Autoverkehrs an, der ohne große Einschnitte das Stadtbild für alle Münsteraner*innen verbessert. Den gewerblichen Verkehr will Volt Münster durch die Förderung von Cargo-Bikes den dazugehörigen Strukturen und Mikrodepots nachhaltiger und gleichzeitig effektiver gestalten. Volt Münster steht für ein ganzheitliches Konzept, welches jedes Verkehrsmittel an der Stelle sieht, wo es seine Vorzüge voll zur Entfaltung bringt.
1. Fußverkehr
Der Fußverkehr ist die nachhaltigste und natürlichste Art der Fortbewegung. Jeder Verkehrsteilnehmer legt, unabhängig von der Wahl des Verkehrsmittels, zumindest einen kleinen Teil seines Weges zu Fuß zurück. Zu Fuß unterwegs zu sein, erhöht das Maß an Lebensqualität und erhält die körperliche Gesundheit. Dennoch erhalten Gehwege auf den meisten Verkehrswegen nur einen möglichst schmalen Bereich entlang der Straße, während ein Großteil von Autos in Anspruch genommen wird. Fortbewegung zu Fuß muss in einer deutlich angenehmeren Umgebung stattfinden.
Volt Münster will Fußwege schöner und erlebnisreicher gestalten, etwa durch Maßnahmen wie Fassadenbegrünung, ansprechende Architektur, Kunstprojekte und den Ausbau von Grünflächen.
Der erste Paragraph der Straßenverkehrsordnung fordert alle Verkehrsteilnehmer*innen auf, “sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird”. Wenn Fußwege weiterhin nur als Nebeneffekt breit ausgebauter Kraftfahrzeugstraßen verstanden werden, kann dieses Gesetz Fußgänger*innen gegenüber nicht durchgesetzt werden.Volt Münster fordert, dass der Bürgersteig nur Fußgänger*innen zur Verfügung steht, die empfohlene Mindestbreite laut EFA stets eingehalten wird und Missachtungen aktiv und präventiv unterbunden werden. Konkret bedeutet dies, dass Parkmöglichkeiten für Lieferverkehr, Fahrräder und E-Scooter abseits der Gehwege geschaffen werden müssen. Falschparken muss auf Gehwegen konsequent geahndet und auf Gehwegen abgestellte Fahrzeuge geräumt werden. Gerade Menschen mit einem Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator sind sonst gezwungen, auf die Straße auszuweichen. Auch das Ausweichen von Fahrrädern/E-Scootern auf Gehwege muss durch einen Ausbau der Radwege unterbunden werden. Fußgänger*innen sind gerade im innerstädtischen Verkehr durch andere Verkehrsteilnehmer*innen im besonderen Maße gefährdet. Daher gehört der Schutz auf Gehwegen zu einem der Kernpunkte unseres Mobilitätskonzepts. Ein erhöhtes Maß an Sicherheit und Attraktivität wird zusätzlich durch eine Reduktion des innerstädtischen Autoverkehrs erreicht.
Best Practice Lösungen: Pontevedra
Pontevedra in Spanien gilt seit 1999 als die Fußgänger-Vorzeigestadt. Eines der Erfolgsrezepte: ein gutes Wegweisersystem, metrominuto genannt, das die Entfernungen in Kilometern und Minuten angibt.
Bei der Entscheidung, ob Wege zu Fuß zurückgelegt werden, spielt Zeit meistens eine große Rolle. Die notwendige Gehzeit lässt sich jedoch oft nur schwer einschätzen, für Touristen und Einheimische gleichermaßen. Dies führt oft zur Wahl anderer, weniger vorteilhafter Fortbewegungsmittel. Wegweiser, die Distanzen mit Zeitangaben realistisch wiedergeben, können auf einfache Weise ein Umdenken hervorrufen und die Erkenntnis fördern, dass viele Strecken in Münster zu Fuß sogar schneller zu erreichen sind, als mit dem Auto oder Bus. Daher fordert Volt Münster ein Wegweisernetz, das prominente Ziele in Kilometern und Minuten für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen angibt und durch simple, gut lesbare Übersichtskarten an Knotenpunkten ergänzt wird.
Zusammengefasst fordert Volt Münster:
- Strikte Durchsetzung §1 StVO
- Instandsetzung, Barrierefreiheit und Ebnung der Gehwege
- Flächendeckende und zugleich umweltschonende Beleuchtung auf Gehwegen
- Reduktion des innerstädtischen Autoverkehrs (siehe Punkt 4 Autoverkehr)
- Konsequente und deutliche Trennung von Fußwegen und schnelleren Verkehrsteilnehmer*innen
- Gehwege nur für Fußgänger und nicht als Abstellfläche
- Fußgängerquerungshilfen auf der Promenade und den geplanten Fahrradschnellstraßen (siehe Punkt 2 Radverkehr)
- Wegweisernetz für Fußgänger
2. Radverkehr
Münster ist städtebaulich keine Fahrrad- sondern eine Autostadt, in der die Bürger*innen sehr gerne Rad fahren. So wird sogar auf Fahrradstraßen häufig parkenden Autos mehr Platz zur Verfügung gestellt als Radfahrer*innen. Münster genießt seit Langem den Ruf, Deutschlands “Fahrradhauptstadt” zu sein. Die meisten deutschen Parteien blicken aber nur auf Deutschland und sehen Münster immerhin noch auf Platz 2 der fahrradfreundlichsten Städte Deutschlands. Volt aber blickt auf Europa und diese Perspektive lässt viel Verbesserungspotenzial für die kommenden Legislaturperioden erkennen. Eine Fahrradstadt sieht das Rad nicht nur als Transportmittel für eine Person, sondern als vielseitige, umweltfreundliche, gesunde, geräuscharme, ressourcenschonende und sichere Alternative zum motorisierten Verkehr. Volt Münster setzt sich dafür ein, den Radverkehr in allen seinen Facetten und Innovationen für die Münsteraner*innen attraktiv und zugänglich zu machen.
Durch Innovationen wie die E-Motorisierung von Fahrrädern lassen sich auch weite Strecken mit dem Rad überwinden. Lastenfahrräder und motorisierte Fahrradanhänger werden weltweit zum Transport größerer Warenmengen genutzt. In Münster sieht man immer mehr Kinder, die zur Kita und Schule mit dem Lastenrad oder dem Anhänger gebracht werden. Weder die Radwege, noch die Parkmöglichkeiten in Münster sind an diese Entwicklungen angepasst worden.
Volt möchte Münster wieder zu einer echten Fahrradhauptstadt machen. Damit Münster auch im europäischen und weltweiten Vergleich bestehen kann, muss es ein Umdenken bei der Verteilung der Verkehrsflächen geben. Dazu gehört der Ausbau echter Fahrradschnellwege, die durch Pedelecs, Velomobile und Rennräder mit hoher Geschwindigkeit sicher und unabhängig von anderen Verkehrsteilnehmer*innen befahren werden können und alle Randgebiete mit der Stadt verbinden. Diese Fahrradschnellwege müssen stets Vorfahrt vor kreuzendem Verkehr haben und von Fußgänger*innen durch Unter- oder Überführungen gefahrlos überquert werden können. Auch die innerstädtischen Radwege müssen verbreitert werden, um ein gefahrloses Überholen von Lastenrädern und langsameren Radfahrer*innen zu ermöglichen. Darüber hinaus müssen Maßnahmen ergriffen werden, die die Sicherheit im Kreuzungsbereich und beim passieren von parkenden PKW erhöhen. Die Umwandlung von Straßen in Fahrradstraßen muss an allen potentiellen Orten geprüft und dann im Dialog mit Anwohner*innen anhand der geltenden Vorschriften für eine Fahrradstraße umgesetzt werden.
Viele Münsteraner*innen besitzen ein günstiges Rad, welches an zentralen Stellen wie dem Hauptbahnhof geparkt wird, um für Gelegenheitsfahrten zur Verfügung zu stehen. Leihräder können diese Funktion leicht übernehmen. Damit einhergehend fordert Volt Münster den (Aus-)Bau von überdachten Bike & Ride Stationen an aktuellen und künftig entstehenden Verkehrsknotenpunkten. Dafür möchten wir uns an der niederländischen Stadt Utrecht orientieren, die sich mit ihrem innovativen Fahrradverkehrskonzept und ihrer Einwohnerzahl von 345.000 optimal mit Münster vergleichen lässt.
Best Practice Lösung: Utrecht
Utrecht: Beim Umbau des Areals in Utrecht um den Hauptbahnhof steht das Interesse der Radfahrer im Vordergrund. Ein Fahrrad-Parkhaus mit 12500 Abstellplätzen ist entstanden, das ist Weltrekord. Schilder zeigen freie Plätze an, das System ist simpel zu benutzen und während der ersten 24 Stunden kostenlos. In dem durchgehend geöffneten Parkhaus stehen 1000 Leihräder bereit. Auch an Lastenräder und andere spezielle Fahrräder wurde gedacht. Die Mittel für Bau und Betrieb teilen sich die Stadt und die Bahn. Auch in der Architektur heißt es umdenken. Wer durch niederländische Neubau-Viertel fährt, sieht kaum Garagen, aber viele Radstellplätze. Je näher an der Innenstadt ein Bauprojekt liegt, desto weniger Auto-Parkplätze muss es haben, während bei Bürobauten eine bestimmte Zahl von Fahrrad-Parkplätzen Pflicht ist.
Zusammengefasst setzt sich Volt Münster ein für:
- Starker Ausbau von Fahrradschnellwegen
- Konsequente Verbreiterung der Fahrradwege
- “Grüne Welle” für Radfahrer
- Mehr Parkplätze für Räder, Lastenräder und Anhänger
- Überdachte Fahrradparkplätze inkl. Ladeschließfächern für Fahrradbatterien
- Spiegel in gefährlichen Kreuzungsbereichen
- Aufbau einer Flotte von Leihfahrrädern und Leihlastenrädern
2.1. Vernetzung von shared mobility
Durch den Ausbau der Radinfrastruktur ergibt sich auch eine verbesserte Lage für die sogenannte shared mobility (geteilte Mobilität). Um eine echte geteilte Mobilität in Münster aufzubauen, ist es wichtig , dass Leihfahrräder/ -e-Scooter /-e-Roller und -autos konsequent in ein mittel- und langfristiges Mobilitäts-Gesamtkonzept eingebunden werden - nur so können sie einen positiven Beitrag bei der Mobilitätswende leisten. Um tatsächlich Fahrten mit dem eigenen Auto zu ersetzen sowie Emissionen und Platzbedarf zu reduzieren, ist es notwendig, dass die Stadt enger mit den Betreibern der Verleihsysteme zusammenarbeitet.
Leihfahrräder/ e-Scooter und e-Roller sollten vor allem dazu dienen, gute Querverbindungen zwischen anderen Verkehrsmitteln zu schaffen. Sie sollen z. B. Personen, die weiter entfernt von Bushaltestellen und Bahnhöfen wohnen, ermöglichen, den ÖPNV einfacher zu erreichen (“Letzte/Erste-Meile-Problem”). Eine Beschränkung der Systeme auf die Innenstadt widerspricht diesem Nutzen völlig, da hier ein Gebiet bedient wird, das bereits eine enge Dichte an ÖPNV-Möglichkeiten aufweist. So werden diese Dienste zur Alternative zum ÖPNV und zum Fußverkehr, jedoch keine organische Ergänzung oder gar Verknüpfung des bestehenden Verkehrssystems.
Die Stadt Münster sollte deshalb für eine Erweiterung der bestehenden Angebote, der Tarifstrukturen und die Integration der Angebote in die Münster-App eintreten. Designierte Parkplätze und Parkhäuser von Leihfahrrädern/ -e-Scootern/ -e-Rollern und -autos an Mobilitätszentren, also großen Bus- und Bahnhaltestellen, sollen den Wechsel vom und zum ÖPNV erleichtern.Sharing Lösungen per GPS-Ortung sind heute Standard, jedoch nicht der einzige Weg. Ein Tarifsystem, das das Zurückführen von Leihfahrrädern, Scootern und Rollern zu Bus und Bahnstationen finanziell belohnt, stellt eine durchgehende Verfügbarkeit sicher. Ladestationen an diesen Stellen können dabei helfen, die Klimabilanz der e-Scooter, e-Roller und e-Autos zu verbessern, da sie nicht mehr zum Laden eingesammelt werden müssen.
Best Practice Lösungen: Berlin, London, Helsinki
In Berlin hat die BVG in der App Jelbi die verschiedene Mobilitätsanbieter zusammengeführt. Der Umstieg und das erkennen des besten Angebots für den jeweiligen Weg wird so spielend leicht. Bus, Bahn, Roller, Fahrrad, Auto, Ridesharing und Taxi sind in einem Angebot gebündelt.
London bietet in Kooperation mit Citymapper den sogenannten Citymapper PASS an. Hier besteht die Möglichkeit, in einer App sowohl ÖPNV- als auch Bike-Sharing- und Taxifahrten zu bezahlen, oder sich in Abomodellen völlig frei zu bewegen.
Helsinki bietet im Rahmen ihres Mobility as a Service Programms Whim auch einen Tarif für Mietautos am Wochenende an. Auf diese Weise wird der vollständige Verzicht auf eigene PKWs erleichtert
Zusammengefasst fordert Volt:
- Einbindung von Verteilsystemen in mittel- und langfristigen Mobilitätsplan
- Kooperation mit Firmen, um Tarifstruktur hin zu mehr Pendlerverkehr zu erweitern
- Autoparkplätze in Leihstationen umwandeln, um Abstellmöglichkeiten ohne Behinderung der Gehwege zu ermöglichen
- Ausweitung des Angebotes auch in Außenbezirken
3. ÖPNV
3.1. Schienengebundener ÖPNV
Münsters Stadtgrenze überqueren montags bis freitags täglich rund 300.000 Autos und nur 15.000 Personen im Bus und 63.000 im Zug. Dies soll durch das vom Rat beschlossene Projekt S-Bahn Münsterland verändert werden und Volt Münster unterstützt dieses zukunftsweisende Projekt. Eine signifikante Verlagerung des Pendelverkehrs vom Auto auf die Schiene würde jedoch den gerade neu eröffneten Hauptbahnhof mit hoher Wahrscheinlichkeit überlasten. Darum setzt sich Volt für eine bessere Verteilung der Pendler*innen über eine Ringlinie ein.
Der schienengebundene ÖPNV stellt eine umweltfreundliche, platz- und zeitsparende Alternative zum Auto dar. Er benötigt jedoch Infrastruktur, wie Schienen und Bahnhöfe, welche in Münster nicht vorhanden, schlecht verknüpft oder zu klein ausgelegt sind. Volt ist eine zukunftsorientierte Partei und möchte nicht nur über National- und Landesgrenzen, sondern auch über Legislaturperioden hinaus gestalten. Daher entwirft Volt zukunftsorientierte Visionen und langfristige Planungen.
Münster verfügt bereits über eine Bahnstrecke, die den gesamten Ost- und Südteil der Stadt umgibt. Die Vollendung eines Bahnrings ist derzeit noch vergleichsweise einfach möglich, da der neu zu erschließende Streckenabschnitt durch derzeit kaum bebautes Gebiet führt. Volt Münster setzt sich dafür ein, dass der Ausbau zu einer S-Bahn-Ringlinie in den Verkehrswegeplan des Landes NRW aufgenommen wird. In Zusammenarbeit mit dem Bund und dem Land NRW werden wir eine sinnvolle Kostenteilung erarbeiten. Wir möchten die jetzt bereits vorhandene Bahnstrecke, die derzeit Roxel, Mecklenbeck, Berg Fidel, Gremmendorf, Mauritz und Mariendorf verbindet, ausbauen. Diese Verbindung möchten wir mit Kinderhaus, Nienberge und Gievenbeck zu einem Bahnring um Münster zusammenschließen. Die genannten Ortsteile sollen Bahnhöfe und Bahnsteige erhalten und so besser untereinander und mit der Münsteraner Innenstadt verknüpft werden[Siehe Karte, Punkt 3.2].
3.2. Nicht schienengebundener ÖPNV
Die schienenlose Straßenbahn
Münster ist, an der Einwohnerzahl gemessen, die größte Stadt Deutschlands, die nicht über eine Straßenbahn verfügt. Da die Stadt weiter wächst, ist es zwingend erforderlich, ein solches System einzuführen. Aufgrund der Unfallgefahr für Fahrradfahrer*innen durch Schienen und der schnelleren Realisierung ist in Münster eine Straßenbahn auf Rädern, einer nicht schienengebundenen Straßenbahn vorzuziehen. Eine nicht schienengebundene Straßenbahn kombiniert die Vorteile eines Busses mit den Vorteilen einer konventionellen Straßenbahn. Lange und kostspielige Baumaßnahmen, die eine Verlegung von Straßenbahnschienen mit sich bringen, entfallen. Dennoch verfügen diese Fahrzeuge über einen ähnlich hohen Komfort wie Straßenbahnen im herkömmlichen Sinn. Durch aktive Spurführungsassistenten können auch längere Fahrzeuge realisiert werden und sicher wie auf Schienen gesteuert werden. Ein weiterer Vorteil kann es sein, dass mit zwei Führerständen ausgerüstete Fahrzeuge nicht wenden müssen. Wie Straßenbahnen sind auch diese Fahrzeuge gegenüber dem Autoverkehr an Kreuzungen bevorrechtigt. Durch eigene Fahrspuren erhöhen sich die Geschwindigkeiten gegenüber dem PKW deutlich.
Die Zeit für die Einführung dieser Straßenbahn in Münster ist jetzt gekommen, da das Land NRW eine ÖPNV-Offensive gestartet und einen großen Teil der Mittel zur Finanzierung bereit gestellt hat. Auch der Bund und die EU haben Mittel zur CO2 Reduktion und zur Elektrifizierung des Verkehrs bereitgestellt, welche in dieses Projekt fließen können, denn ernsthafte Pläne zur Elektrifizierung des städtischen Verkehrs sind ohne Straßenbahn nicht möglich. Eine Straßenbahn kann bis zu 200 Passagiere befördern und ersetzt dadurch 166 Autos, welche durchschnittlich mit 1,2 Personen besetzt sind. 80 % der Pendler*innen kommen jeden Morgen mit dem Auto nach Münster. Damit diese Gruppe nicht länger mit dem Auto in das Stadtgebiet hinein fahren muss, möchten wir ihr eine schnelle, komfortable, umwelt- und platzsparende Alternative zum Auto anbieten. Hierfür ist ein weitflächiger und umfangreicher Aufbau von schienenlosen Straßenbahnlinien notwendig. Die schienenlosen Straßenbahnen werden zum Rückgrat des innerstädtischen motorisierten Verkehrs und sind schon in anderen Ländern, wie z.B. Italien, Spanien und Frankreich, weit verbreitet. Um ihr Potenzial auszuschöpfen, werden diese eng mit anderen Verkehrsträgern verzahnt und fahren auf eigenen Spuren, die auch durch andere ÖPNV Mittel genutzt werden dürfen. Dies wird durch multimodale Haltestellen und P+R gewährleistet (siehe §6 Verzahnung der Verkehrsträger). Zwei Straßenbahnlinien sollen die mit Bussen betriebene Ringlinie ersetzen, um eine höhere Kapazität und besseren Komfort zu gewährleisten. Vier Linien laufen über den Schloßplatz und schaffen somit einen neuen Verkehrsknotenpunkt abseits des Hauptbahnhofes. Diese Linien sollen Kinderhaus mit Hiltrup, Handorf mit Roxel, Wolbeck mit Gievenbeck und Mecklenbeck mit Nienberge verbinden. Weitere Kreuze entstehen mit der siebten neuen Linie, Coerde - Amelsbüren, an der Eisenbahnstraße, am Hauptbahnhof, dem Ludgerikreisel, am P+R Weseler Straße und der Kreuzung Weseler Straße-Bonhoefferstraße. Diese Knotenpunkte wollen wir zu multimodalen Haltestellen ausbauen. (s.d. Punkt 6)
Best Practice Lösung: Metz, Frankreich
Mit dem Projekt “Mettis” hat es die Stadt Metz in Frankreich geschafft innerhalb von kürzester Zeit zwei Straßenbahnlinien in betrieb zu nehmen. Es dauerte nur drei Jahre von der Planung bis zur Vollendung des Projekts. Die schienenlose Ausführung, welche von der Europäischen Investitionsbank geförderte wurde, kostete nur etwa halb so viel wie ein vergleichbares schienengebundenes System. 80 Prozent der Pendler erreichen nun ihren Arbeitsplatz schneller.
Daher fordert Volt zusammengefasst:
- Die Einführung sieben neuer schienenloser Straßenbahnlinien bis 2025
- Erwerb spezieller Fahrzeuge, die optimiert für die Fahrradmitnahme sind
- Aufbau eines neuen Verkehrsknotens am Schlossplatz
- Umstrukturierung der Fahrbahnen, sodass der Straßenbahn eigene Spuren zur Verfügung stehen
Busse / On-Demand
Um auch bei schlechtem Wetter oder mit körperlicher Beeinträchtigung bequem ans Ziel zu kommen, setzt Volt auf ein dichtes Busnetz. Die Busse sollen nicht mehr zentral über den stark beanspruchten Hauptbahnhof geführt werden, sondern hauptsächlich die Straßen- und S-Bahnhaltestellen mit den P+R- Parkhäusern verknüpfen. Immer mehr Studien zeigen, dass sich die Effizienz des ÖPNV`s durch die Nutzung neuartiger Algorithmen und künstlicher Intelligenz enorm steigern lässt und dabei parallel Kosten eingespart werden können wie z.B. in Boston. Daher macht sich Volt dafür stark, gemeinsam mit den Hochschulen der Stadt innovative Analysen und Neuplanungen des Busnetzes durchzuführen und so die Effizienz besser und Taktung enger zu gestalten. In Gebieten, in denen ein dichtes Haltestellennetz zu einer unnötigen Verlangsamung des Busverkehrs führt, setzen wir auf die von den Stadtwerken vorgeschlagenen bedarfsorientierten On-Demand-Busse, um jedem/r Bürger*in eine gute Anbindung an den ÖPNV zu ermöglichen. In Berlin wird gerade ein solches System erfolgreich von dem privaten Anbieter BerlKönig mit der BVG als Konzept BerlKönig BC erprobt.
Bei der bestehenden dieselbetriebenen Busflotte streben wir mittelfristig einen Betrieb mit nachhaltig produzierten Kraftstoffen wie C.A.R.E. Diesel an, um den Münsteraner ÖPNV bis spätestens 2025 klimaneutral zu gestalten. Um das volle ökologische Potenzial des ÖPNVs auszunutzen, setzt Volt langfristig auf eine rein elektrifizierte Busflotte. Diese Busse werden an multimodalen Haltestellen geladen.
Best Practice Lösung: Boston, USA
In der Stadt Boston in den USA wurde 2019 ein Algorithmus zur Planung der Routen für die 650 Schulbusse genutzt. Damit sollte eine Reduktion der Kosten für Treibstoff und Instandhaltung erreicht und zusätzlich die Belegschaft entlastet werden. Ein Team des MIT hatte diesen Algorithmus entwickelt, der für die Neuberechnung der Routen lediglich 30 Minuten gebraucht hat. Das hat zu jährlichen Einsparungen von 5 Mio. US Dollar und 1.6 Mio. Km Strecke geführt. Letzteres führte zusätzlich zu 9000 Kg weniger CO2 Emissionen täglich.
4. Motorisierter Individualverkehr (MIV)
Der MIV beansprucht in Münster einen Großteil des Verkehrsraums und gefährdet dabei sowohl durch seine physische Präsenz als auch durch Schadstoffe wie NOx und Feinstäube andere Verkehrsteilnehmer*innen in einem hohen Maße.
Wer jedoch am Straßenverkehr teilnimmt, hat sich laut §1 Absatz 2 STVO “so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.” Daher setzen wir unter anderem auf eine Harmonisierung der Geschwindigkeiten und eine Einführung von Tempo 30 km/h in allen bewohnten Gebieten Münsters. Die Best Practice stammt hier aus Helsinki, wo 2019 keine Fußgänger*in oder Radfahrer*in im Verkehr zu Tode kam. Der MIV soll zwar noch für alle Münsteraner*innen nutzbar bleiben, Volt möchte aber Maßnahmen für eine Minimierung ergreifen. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt sich Volt für einige grundlegende Änderungen ein.
4.1. „Autoarme“ Altstadt
Der Bereich innerhalb der Promenade soll bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr mit dem Auto befahrbar sein. Ausnahmen sollen gelten für Fahrzeuge mit Sonderrechten (§35 StVO), Personen mit schwerer Beeinträchtigung, Fahrer*innen mit einem triftigen Grund bspw. dem Umzug und Anwohner*innen, welche einen eigenen, nur durch sie genutzten privaten Parkplatz im betreffenden Gebiet nachweisen können. Der Bereich innerhalb der Promenade soll diesen Gruppen als verkehrsberuhigter Bereich zur Verfügung stehen. Dadurch werden deutlich weniger Autos die Promenade kreuzen und sie kann zu einem wirklichen Fahrradhighway mit Vorfahrtsrecht (siehe -Querverweis- Fahrrad) werden. Mit den Eigentümer*innen der Parkhäuser werden Konzepte zu einer Umgestaltung der Gebäude, z. B. zu Fahrradparkhäusern und Materiallagern (sogenannte Mikro-Depots) erarbeitet (siehe Punkt 6 Gewerblicher Verkehr). Die obersten Ebenen der Parkhäuser könnten wie in Karlsruhe oder Berlin für die Gastronomie zugänglich gemacht werden. Die Parkplätze im Verkehrsraum innerhalb der Promenade können dann umgenutzt werden zu Grünflächen, Gastronomiebereichen oder Fahrradstellplätzen.
4.2. Das Houten Modell
Volt möchte kein autofreies Münster, da dies die Möglichkeit nimmt bspw. sperrige Gegenstände zu transportieren oder Menschen mit Beeinträchtigungen diskriminieren würde. Wir wollen jedoch ein Münster, in dem kurze innerstädtische Wege nicht mit dem Auto zurückgelegt werden und dadurch einen großen Teil der Stadtfläche blockieren.
Die Stadt Houten in den Niederlanden hat erfolgreich ein Modell etabliert, in dem jeder Ort mit dem Auto erreicht werden kann und dennoch kaum ein*e Bürger*in das Auto innerstädtisch nutzt. Dieses Modell setzt auf ein gut vernetztes Rad- und Fußwegnetz, sowie auf die strikte Trennung der einzelnen Stadtteile für den Autoverkehr. Schematisch kann man sich Houten mit seiner Ringstraße wie einen Kreis vorstellen. Von diesem Kreis führen nicht durchgehende Linien in das Innere des Kreises, die Stichstraßen. Über diese gelangt man in die einzelnen Ortsteile. Die Einzelnen Ortsteile sind also für den MIV nicht direkt sondern nur über den Ring verbunden. In einer solchen Stadt käme das Münsteraner Erfolgskonzept der Stadtteilautos zu einer noch besseren Geltung. Wer das Auto sowieso nicht für Gelegenheitsfahrten nutzt, braucht kein eigenes zu besitzen.
In Münster wäre die Ringstraße im Osten und Süden der Stadt ebenfalls die Umgehungsstraße, im Westen die Autobahn A1, für den Norden der Stadt werden wir eine Erweiterung der Umgehungsstraße prüfen. Nahezu alle Ziele in einer Entfernung unter 7 km sind somit deutlich schneller mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem ÖPNV zu erreichen als mit dem Auto.
52% der Autofahrten in Münster sind lediglich 7 km lang oder kürzer. Diese Fahrten entfallen im Houten-Modell. Nach dem Vorbild von Houten ist eine Halbierung der Autofahrten in Münster durch die Trennung der einzelnen Quartiere voneinander möglich. Dadurch entsteht an jeder Einfallstraße nach Münster eine Seite, an der motorisierter Individualverkehr keine Durchfahrt hat. Das führt dazu, dass es nur zu einer Seite Abbiegeverkehr gibt. Auf der anderen Seite entsteht ein Fahrradhighway in beide Richtungen. Der Ring wird für den MIV zur Einbahnstraße, die nur gegen den Uhrzeigersinn befahren werden kann, wodurch Platz für den ÖPNV und den nicht motorisierten Individualverkehr (NMIV) entsteht.
Best Practice Lösung: Houten, Niederland
In Houten gibt es viele Direktverbindungen für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen jedoch nicht für den KFZ- Verkehr. Dadurch werden kurze Wege kaum mit dem Auto zurückgelegt. 2013 wurden 44% der Wege in Houten mit dem Rad zurückgelegt. Damit ist Houten Weltspitze.
4.3. (Innerstädtisches) Parken
Einhergehend mit dem Houten-Modell und des Ausbaus des ÖPNVs fordert Volt die Zuweisung von Flächen im öffentlichen Raum grundlegend zu verändern.
Momentan wird ein Großteil der Flächen zum Parken von Autos genutzt. Privat genutzte PKW stehen rund 23 Stunden am Tag ungenutzt auf Abstellflächen und blockieren so wertvollen Raum in der Stadt.
In europäischen Städten wie z.B. Amsterdam, Straßburg, Köln und Wien wurden Maßnahmen ergriffen, um innerstädtische öffentliche Flächen besser zu nutzen. Volt Münster möchte diesen Beispielen folgen und Parkflächen für Autos reduzieren, ohne dabei Anwohner*innen zu belasten. Daher müssen die Kapazitäten und die Taktung des ÖPNV zuvor deutlich erhöht (siehe Punkt 3 ÖPNV) und gut angeschlossene Park and Ride Möglichkeiten eingerichtet werden.
Volt Münster will dafür - wie in Straßburg bereits implementiert - große P+R Zentren mit ausreichenden Kapazitäten an Knotenpunkten in Außenbezirken an allen großen Zubringern der Stadt errichten. Mit den Stadtwerken wollen wir einen P+R Tarif erarbeiten, der die Parkkosten mit der Nutzung von ÖPNV und Leihrädern verknüpft und umweltfreundliche Autos begünstigt.
Die P+R Zentren sollen bis Ende 2023 errichtet werden und mit gesonderten überwachten Fahrradabstellplätzen, Leihräderstationen und Ladestationen für E-Autos und E-Scooter ausgestattet sein. Wenn die P+R Zentren errichtet worden sind, sollen die nächsten Schritte folgen. Dazu gehört, dass, wie in Amsterdam, keine neuen Anwohnerparkausweise vergeben werden, wenn nicht eine Bedürftigkeit besteht. Die Parkkosten auf verbliebenen, ausgewiesenen, innerstädtischen Parkflächen werden signifikant erhöht und die Maximalparkdauer, wie in Wien, auf wenige Stunden limitiert.
Best Practice Lösungen: Straßburg und Amsterdam
In Straßburg wurden Park & Ride-Stationen an wichtigen Verkehrsknotenpunkten gebaut; diese haben effektiv zur Senkung des Verkehrs in der Innenstadt beigetragen. Hier können sowohl Autos als auch Fahrräder in abschließbaren Boxen sicher abgestellt werden Ein dort gelöstes Parkticket gilt gleichzeitig als Ticket für den Nahverkehr. Die Wirtschaft hat sich an den Umbauten beteiligt und profitiert bis heute davon.
In Amsterdam wurde 2019 damit begonnen, die Bewohnerparkplätze nicht neu zu vergeben. Damit reduzieren sich die Parkplatzflächen in der Innenstadt pro Jahr um 1500 Stellplätze, die daraufhin für Grünraum, Radabstellanlagen, Ladezonen oder zur Verbreiterung von Gehwegen genutzt werden können. Im Stadtkern liegen die Parkgebühren für Nicht-Anlieger*innen bei 7,50€ pro Stunde, der Preis verringert sich bei größeren Abstand zum Stadtzentrum. Park & Ride Stationen am Stadtrand gibt es bereits ab 1€ für 24h.
- Keine Neuvergabe von Anwohnerparkausweisen
- Neuerrichtungen / Ausbauten von P+R Zentren in allen Himmelsrichtungen an Verkehrsknotenpunkten
- Einführung einer Maximalparkdauer (2h) in der Innenstadt
- Umnutzung aller öffentlichen Parkflächen innerhalb der Promenade
- Einrichtung spezieller Haltemöglichkeiten für den Lieferverkehr (s. 6. gewerblicher Verkehr)
5. Flugverkehr
Die Bereitstellung von Geldern für den Betrieb des Regionalflughafens Münster/Osnabrück (FMO) lassen sich aus klimapolitischer Perspektive nicht rechtfertigen. Volt setzt sich für eine “Preiswahrheit” ein: wer fliegen möchte, soll auch die dafür notwendigen Kosten tragen. Subventionen des Flughafens verzerren den Wettbewerb zu Ungunsten von klimafreundlicheren Reisemöglichkeiten. Volt Münster toleriert nicht, dass die Bürgeranregung zum Ende der Subventionen in keinem städtischen Gremium zur Abstimmung gestellt wurde und spricht sich daher für eine Auseinandersetzung mit der Thematik aus. Die freigewordenen Mittel sollen für klimafreundliche Projekte eingesetzt werden.
6. Gewerblicher Verkehr
Der Lieferverkehr ist für die Versorgung von Wirtschaft und Bevölkerung in Münster von großer Bedeutung. Die bestehenden Konzepte mit großen, schweren, großteils dieselbetriebenen LKW bringen jedoch viele Nachteile mit sich. Beispiele sind die Verkehrsraumbeanspruchung, Verkehrsgefährdung, Umweltbelastung, Lärmbelästigung und die Schädigung der Infrastruktur.
Um diese Nachteile zu verhindern, sollte die letzte Meile des Warentransports zu Fuß und mit dem Cargo Bike erfolgen. Damit setzt Volt in diesem Bereich auf eine nachhaltige, ungefährliche, ressourcenschonende und umweltverträgliche Alternative. Nicht nur die Bürger*innen sondern auch die Unternehmer*innen und Arbeitnehmer*innen profitieren von dieser Umstellung. Unternehmer*innen profitieren von geringeren Betriebs- und Anschaffungskosten. Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen profitieren gleichermaßen von der gesteigerten Gesundheit der Arbeitnehmer*innen.
Das EU-Projekt City Changer Cargo Bike hat ermittelt, dass ein Großteil der motorisierten Transporte in europäischen Städten mit einem Lastenrad oder Cargobike erledigt werden können.
Auch in Münster haben sich bereits Firmen auf den Weg gemacht und beliefern ihre Kunden umweltfreundlich mit Lastenrädern. Diese Pioniere wollen wir unterstützen. Durch eine lastenradfreundliche Infrastruktur mit Parkmöglichkeiten, breiten Radwegen und einem generellen Tempolimit von 30 km/h wollen wir es den modernen Kiepenkerlen so leicht und sicher wie möglich machen.
Um die Fahrten der Lastenradler möglichst effizient zu gestalten, werden sogenannte Mikro-Depot-Konzepte benötigt. An diesen können Waren von größeren Fahrzeugen auf Lastenräder oder Handkarren umgeladen werden. Volt setzt sich für ein Mikro-Depot-Netzwerk, mit Lademöglichkeiten für E-LKW und Cargo-E-Bikes ein. Geeignete Standorte sollen in Absprache mit allen Beteiligten gefunden werden. Beim Aufbau wollen wir eng mit den Gewerbetreibenden und der Stadt Dortmund in Kontakt treten. Dortmund setzt bis 2021 ein Mikro-Depot-Konzept um, von dem wir sicherlich für Münster lernen können.
Cargo Bikes bieten darüber hinaus eine günstige, Umwelt- und Mitarbeiter*innenfreundliche Alternative für Gewerbetreibende. So werden sie schon heute oft von Brief- und Essenszustelldiensten verwendet. Handwerker*innen nutzen Lastenfahrräder in Münster jedoch noch selten, obwohl ein Lastenfahrrad fast alles transportieren kann, egal ob Leitern, Zementsäcke oder Gasflaschen. Auch für den Transport von Personen eignen sich Fahrräder in Form von Fahrradtaxis. Laufende Kosten für Steuern oder Treibstoff sind bei Transporträdern gegenüber dem Konventionellen Transport deutlich verringert, es gibt kaum Parkplatzprobleme und gesündere Mitarbeiter*innen kommen hinzu. Längst sind auch passende Fahrradanhänger mit E-Motoren zum Transport von Europaletten mit großen und sperrigen Warenmengen erhältlich.
Best Practice Lösung: Hamburg
In Hamburg hat UPS sein Logistiksystem so umgestellt, dass es fast alle Transporter aus der Innenstadt abziehen konnte. UPS liefert in der Millionenstadt mit Cargobike und Sackkarre von dezentralen Mikrodepots.
Schon vor fünf Jahren wurde der Grundstein für diese Revolution gelegt. Das Modell hat sich bereits in 29 weiteren Städten unterschiedlicher Größe bewährt.
- Lastenradfreundliche Infrastruktur
- Ausweisung von Rad Taxiständen
- Mikro-Depot-Netzwerk
- Ladestationen für E-LKW und E-CargoBikes
- Beratung von Unternehmen
7. Verzahnung der Verkehrsträger – ein Gesamtkonzept
Verknüpfung der Verkehrsträger
Bei der Verzahnung des Verkehrs spielen multimodale Haltepunkte eine zentrale Rolle. An diesen Punkten, die in jedem Stadtviertel etabliert werden müssen, stehen mehrere Verkehrsmittel zur Nutzung bereit. Busse, S-Bahnen, Straßenbahnen, Leihräder, Lastenräder, traffic on demand, CarSharing Angebote und natürlich auch der Fußverkehr werden an diesen Schnittstellen bestmöglich zusammengeführt. Durch einheitliche Tarife und eine App für alle Mobilitätsoptionen wird der Umstieg äußerst einfach gestaltet.
Der Weg zur Arbeit wird durch die Intermodalität unkompliziert, günstig und das alles ohne lange Wartezeiten. Von Zuhause zur nächsten Haltestelle oder Station kommt man problemlos zu Fuß oder mit dem e-Scooter. Ein Umsteigen zwischen S-Bahn, Straßenbahn oder Bus erfolgt nahtlos. Die voraussichtliche Gesamtzeit zum Ziel ist live in einer App einsehbar. In dieser App kann auch eine Leihoption diverser Anbieter für die letzte Meile genutzt werden. Eine Autofahrt wird damit unattraktiv und unnötig. Wer zur Arbeit fährt, soll so z.B. von zu Hause zum nächsten E-Scooter gehen, damit zur nächsten Bushaltestelle fahren, in den Bus steigen, in die S-Bahn umsteigen und die letzten Meter zum Arbeitsplatz radeln können, und das unkompliziert, günstig und ohne lange Wartezeiten - und vor allem: ohne einen Gedanken zu verschwenden, diesen Weg mit dem Auto zu fahren.
Pendler*innen, die mit dem Auto nach Münster kommen, sollen ihre Fahrzeuge bereits frühzeitig in neu entstehenden P+R-Stationen (siehe *Querverweis §X.3) abstellen und mit Wartezeiten von maximal 5 Minuten auf S-Bahn, Straßenbahn oder Busse umsteigen können - oder alternativ auf Fahrrad, Roller oder ein sharing Car zurückgreifen können. Um die P+R Angebote optimal zu nutzen, wollen wir mit den Arbeitgebern und Arbeitnehmern in den Dialog treten um ggf. Shuttle zu Stoßzeiten von P+R in Gewerbe- und Industriegebiete einzurichten.
Nicht zuletzt sollte es auch gerade hier in Münster nicht nur möglich sein, das Fahrrad komfortabel und sicher an einem Haltepunkt abzustellen, sondern eine unkomplizierte Fahrradmitnahme in Bus, Straßenbahn, S-Bahnen und on demand Fahrzeugen zu ermöglichen. Bei der Beschaffung neuer Fahrzeuge soll darüber hinaus genügend Staufläche für Einkäufe, Koffer oder Taschen berücksichtigt werden.
Synchronisation des Verkehrs
Um den Verkehr mit vielen verschiedenen Verkehrsträgern optimal zu gestalten, bedarf es einer guten Abstimmung aller Verkehrsarten. In Bereichen mit unterschiedlichen Transportmitteln richten wir uns stets nach den schwächsten Verkehrsteilnehmer*innen. So setzen wir unter anderem auf eine Harmonisierung der Geschwindigkeiten und eine Vermeidung von Verkehr mit hohem Risikopotenzial. Um die Potenziale der Verkehrsteilnehmer*innen bestmöglich zu nutzen, kann es jedoch nötig sein, Verkehrsräume zu trennen. Als Beispiel sei hier der Fahrrad-Highway genannt, welcher seine volle Stärke nur dann entfaltet, wenn Radfahrer*innen nicht durch kreuzenden Verkehr ausgebremst werden. Gerade Fußgänger*innen sollten durch Unter- und Überführungen von deutlich schnellerem Verkehr getrennt werden. Busse und Straßenbahnen entfalten ebenfalls ihr volles Potenzial nur, wenn sie von anderen Verkehren getrennt werden können. An nicht auflösbaren Knotenpunkten setzen wir auf intelligente Lösungen. Intelligente Ampeln verkürzen die Wartezeiten für alle Verkehrsteilnehmer*innen und können auch auf Fahrzeuge der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben reagieren und diesen bei Sondersignalfahrten Vorrang einräumen, indem sie die Kreuzungen noch vor dem Eintreffen eines BOS-Fahrzeugs räumen. Hierdurch wird eine verkürzte Anfahrtszeit bei Einsätzen und eine verbesserte Sicherheit bei Einsatzfahrten erreicht.
Zu Synchronisation zählt auch die zeitliche Abstimmung des Verkehrs. So setzt sich Volt Münster dafür ein, an Weiterführenden Schulen Eulen- und Lerchenklassen einzuführen. Lerchenklassen würden schon um 7:30 Uhr beginnen, Eulenklassen erst um 09:00 Uhr. Hierdurch wird für viele der Schulwegsicherer, da er nicht in der Hauptverkehrszeit stattfindet, des Weiteren entstehen nach dem Berufsverkehr freie Kapazitäten beim ÖPNV, die gut für den Schulverkehr genutzt werden können.
Best Practice Lösungen: Dresden
Seit an zwei benachbarten Kreuzungen in Dresden die Ampelanlagen von einer selbstlernenden Software gesteuert werden, haben sich die Wartezeiten für alle Verkehrsteilnehmenden drastisch verkürzt.